EDERTAL/BAD WILDUNGEN. Erinnern Sie sich an die Cowboy- und Indianerspiele Ihrer Kindertage, an Räuber und Gendarm? An das Jagdfieber, das einen packt, oder an den leisen Schauer auf der gespielten Flucht? Tausende von zumeist jungen, männlichen Erwachsenen in Deutschland wollen auf diesen Kick nicht verzichten. Die Platzpatronen oder Wasserpistolen aus der Kinderzeit haben allerdings ausgedient. Statt dessen schießen sie mit Farbpatronen aufeinander. Vier Edertaler zwischen 20 und 25 begeistern sich für diesen Sport aus den USA namens „Paintball“, zu deutsch Farbball. Aber: Ist das überhaupt Sport, oder verherrlicht Paintball Gewalt und Krieg?Quelle: http://www.wlz-fz.de/schlagzeilen.asp?ID=14858Die Antwort auf diese Frage ist in der deutschen Öffentlichkeit umstritten (siehe Hintergrund). Deshalb wollen die vier jungen Edertaler ungenannt bleiben, doch nicht nur deshalb. Sie betreiben Paintball regelmäßig irgendwo in den Wäldern um Bad Wildungen und Edertal, obwohl sie wissen, dass dies verboten ist. In Zweierteams treten sie gegeneinander an, versuchen, eine gegnerische Fahne zu erobern und sich mit den Farbkugeln zu treffen (siehe „Stichwort“). „Uns bleibt im Moment keine andere Möglichkeit, weil uns ein Spielfeld fehlt“, erklärt einer von ihnen. Spielfelder sind von hohen Netzen eingefasst, damit Farbkugeln keine Unbeteiligten treffen können. Dabei könnten die Geschosse keinen größeren Schaden anrichten. „Sicher, man darf sie nicht aus unmittelbarer Nähe in die Augen bekommen, aber ansonsten holt man sich höchstens einen blauen Fleck. Was meinen Sie, was passiert, wenn Sie ein Golfball am Kopf trifft?“Es sei nicht leicht, ein Spielgelände und die nötige Genehmigung der Gemeinde oder Stadt zu bekommen. Mit aller Konsequenz versucht haben es die vier noch nicht, weil sie fürchten, dass die Ordnungsämter ohnehin abwinken. Dafür gibt es in Deutschland mehrere Beispiele.Verstehen kann das Quartett die große Skepsis nicht. „In den USA ist das längst ein anerkannter Sport, und auch in Frankreich oder Holland hat Paintball viele Anhänger und darf an vielen Orten gespielt werden“, meint ein zweiter der vier jungen Männer: „Es macht einfach Spaß, fordert den Körper und den Kopf als Ganzes heraus. Ich habe selbst viele Jahre Fußball gespielt, aber Paintball gibt mir viel mehr.“ Auch der Teamgeist sei viel intensiver, „denn ich muss mich hundertprozentig auf meine Partner verlassen können. Sobald ich oder meine Farbpistole getroffen werden, bin ich aus dem Spiel.“Für Forderungen nach einem kompletten Verbot von Paintball haben er und seine Freunde kein Verständnis. „Im Schützenverein wird mit echter Munition geschossen, wenn auch auf Zielscheiben. Unsere Pistolen könnte man auf echte Kugeln nicht einmal umrüsten“, machen sie geltend. Und wer ihnen vorwirft, dass sie das schwere Verletzen oder Töten des Gegners simulieren, dem halten sie ein klassisches Argument der Paintballfans entgegen: „Was wird denn beim Degenfechten simuliert?“Die vier sind davon überzeugt, dass sich Paintball als Trendsport, wie sie ihn sehen, auf Dauer nicht aufhalten lässt. Bei einem Treffen in einer deutschen Stadt stießen sie kürzlich auf Gleichgesinnte, von denen sie nichts wussten – aus Bad Wildungen. Nun richten sie ihre Hoffnungen, bessere Spielmöglichkeiten zu erhalten, auf das angedachte Freizeitzentrum in den Mauser-Fabrikhallen von Waldeck. Sie wollen den Initiator ansprechen und ihn fragen, ob man dort ein Indoor-Paintball-Feld einrichten könnte. Im Grunde, meinen sie, sei Paintball doch Völker- oder Brennball in einer anderen Form.von Matthias Schuldt