ICP Halle in Hemer (Presseberichte)38.03. IKZ
Hemer. (IKZ) Das organisierte Gotcha-Spiel (Paintball) in der ehemaligen Fabrik Giese an der Altenaer Straße ist verboten. Die 3. Kammer des Verwaltungsgerichts Arnsberg bestätigt die Untersagung (Aktenzeichen 3L 86/00). In der Verhandlung wurde jetzt der Antrag auf Gewährung eines vorläufigen Rechtsschutzes gegen eine Ordnungsverfügung des Bürgermeisters abgelehnt: Die weitere Ausübung des Kriegsspieles in der alten Fabrikhalle bleibt untersagt.Der Pressedezernent des Verwaltungsgerichts teilt mit, dass es bis zur endgültigen Klärung der Rechtslage im Hauptverfahren beim Verbot des „Spiels“ bleibt, das nach folgenden Regeln abläuft. In einer etwa 1200 qm großen Halle versuchen zwei Gruppen von jeweils ca. fünf Spielern, die gegnerische Fahne zu erobern. Dabei verwenden sie mit Druckluft betriebene Pistolen, aus denen mit Farbe gefüllte Gelatine- oder Plastikkugeln verschossen werden, die beim Auftreffen auf den Körper zerplatzen und einen Farbfleck hinterlassen. Der so markierte Spieler scheidet aus. Die Spieler tragen Overalls, Masken und Halsschutz, der Farbmarkierer hat die Form einer Waffe. Ein sogenannter Marshall überwacht die Einhaltung der Spielregeln. Als Kulisse dient eine in der Halle aufgebaute Landschaft: Häuserruinen, Sandsackstapel, Geländenachbauten.In Anlehnung an eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts vertrat das Gericht die Auffassung, dass das Einschreiten der Behörde gerechtfertigt sei, um eine Gefahr für die öffentliche Ordnung abzuwenden. Es widerspreche dem durch den Schutz der Menschenwürde und des menschlichen Lebens geprägten Wertesystem der Gesellschaft, die Simulation von Kampf- und Tötungshandlungen zum Gegenstand einer auf Unterhaltung zu machen und ein Verfahren dabei einzuüben, wie es für gewalttätige Auseinandersetzungen typisch sei. Das Spiel sei darauf angelegt, mit Waffen im Sinne des Waffengesetzes, die sich nur durch die Art der Geschosse von anderen Waffen unterscheiden, auf Menschen zu schießen und Tötungshandlungen zu simulieren. Das Spiel sei geeignet, Hemmschwellen in Bezug auf Gewaltanwendung abzubauen.Anders als Gewaltdarstellungen in Automaten- oder Computerspielen seien die Spieler selber die Teilnehmer, die sich verschanzen und Waffen benutzen müssen. Der Gegner ist kein abstraktes Ziel. Der Reiz des verbotenen Spiels liegt in der Simulation von Kampfszenarien, im Erlernen militärischer Taktiken und in der Ausschaltung des Gegners.28.03.2000 Westphälische Rundschau
Gericht gibt Stadt Recht: Paintball-Spiel Gefahr für öffentliche OrdnungHemer. Mit Farbkugeln auf Menschen zu schießen sei purer Action-Spaß, sagen die Befürworter von „Paintball“. Es widerspreche jedem Verständnis von Moral sagen die Gegner des „Spiels“, das jahrelang fast unbemerkt in einer alten Fabrik an der Altenaer Straße trainiert wurde.Zu den Gegnern gehört auch BM Öhmann, der die weitere Ausübung des Spiels Ende vergangenen Jahres untersagte. Dieses Einschreiten war gerechtfertigt, bestätigte jetzt das Verwaltungsgericht Arnsberg: „Paintball ist darauf angelegt, mit Waffen, die sich nur in der Art der Geschosse von anderen unterscheiden, auf Menschen zu schießen und Tötungshandlungen zu simulieren.“Damit lehnten die Richter den Widerspruch von Hallenbetreiber Thorsten Boecher ab. Der muss nun hoffen, dass die Rechtslage im Hauptsachverfahren zu seinen Gunsten entschieden wird. Die Chancen dafür sind schlecht. Das Oberverwaltungsgericht NRW hat ähnlich angelegte Laserspiele bereits verboten.Was ist Paintball eigentlich? Mit Schutzkleidung ausgestattete „Sportler“ jagen durch eine Kulisse aus Papphäuser und Sandsäcken und beschießen sich aus Druckluftpistolen mit farbgefüllten Gelatinekugeln. Beim Auftreffen auf den Gegner zerplatzen die Kugeln. Der so Markierte scheidet aus – denn für das Spiel ist er tot.Dass Paintball eine gewisse Gewaltbereitschaft voraussetzt,zeigt schon die Tatsache, dass die Hemeraner regelmäßig Neo-Nazis die Tür vor der Nase zu machen musste. „Die wollten mitspielen“, berichtet ein Szene-Insider. „Aus Wut sind sie auch mal eingebrochen und haben uns Waffen geklaut.“ Von Jens Büttner