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9. April 2010

FAZ – Unbekannte Weltmeister

Filed under: News,Spotlight — Philipp @ 10:53

Auf der Webseite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gibt es einen interessanten Artikel rund um die deutschen Vertreter unseres Sports bei den letzten World Games

In Deutschland wäre Phillip José Steinfatt mit Sicherheit unerkannt geblieben. In Taiwan dagegen wurde er nach dem Gewinn der Goldmedaille im Paintball auf offener Straße angesprochen. „Die Taiwanesen lieben den Sport“, erinnert sich der 26-Jährige an die Stimmung bei den World Games 2009, den Olympischen Spielen der (noch) nicht olympischen Sportarten. „Wenn ich an die Atmosphäre im Stadion zurückdenke, läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Für alle Spieler war das mit Abstand das bisher größte sportliche Erlebnis.“

Hierzulande wird Paintball immer dann Gegenstand der öffentlichen Diskussion, wenn es um Nachahmungseffekte und etwaige Gewaltverherrlichung geht: Vorwürfe, die Steinfatt als Aktiver nicht nachvollziehen kann. „Viele Leute haben daran gezweifelt, ob Paintball gut oder böse ist“, glaubt er. „Als wir Weltmeister wurden, haben sie gemerkt, dass es eine echte Sportart ist, mit einer richtigen Nationalmannschaft, die mehr macht, als wild in der Gegend herumzuballern.“ Doch genau dies assoziiert die breite Öffentlichkeit mit dem Begriff.

Wischer statt Schwalbe
„Das Kriegsspiel im Wald in Camouflage-Outfits“ existiere durchaus, sagt Steinfatt, werde aber unter der Bezeichnung „Gotcha“ geführt. Technisch gesehen entspreche es dem Paintball. Es gebe im „Gotcha“ jedoch weder feste Mannschaften noch klare Regeln. „Gotcha-Spieler sind quasi unsere bösen Stiefbrüder, die uns den Ruf kaputt machen. Uns nennen sie Hüpfburgenspieler, weil wir auf aufgeblasenen Deckungen spielen.“

Beim Paintball stehen sich in einer Halle jeweils fünf Spieler gegenüber. Einen Punkt gibt es, sobald man den Buzzer betätigt, der sich in der Endzone des Gegners befindet. Aufgehalten werden können die gegnerischen Spieler dabei mit Gasdruckpistolen, die mit Munition aus Lebensmittelfarbe gefüllt sind. Wer „markiert“, also mit einer Farbpatrone getroffen wird, scheidet aus und muss bis zur nächsten Runde warten.

Theoretisch kann ein Spiel also ohne einen einzigen Schuss ablaufen. In der Praxis aber verballert eine Profimannschaft in den fünfzehn Minuten Spielzeit durchaus 20.000 Kugeln. Schiedsrichter, die am Rand stehen oder im Spielfeld liegen, überwachen die Regeln. Analog zur Schwalbe im Fußball gibt es im Paintball die „Wischer“, die die Farbtupfer abreiben und weiterspielen.

„Es zwickt unter den Rippen“
2002, im Urlaub mit Freunden, kam Steinfatt erstmals mit Paintball in Kontakt. „Ich hatte schon davon gehört, war gerade 18 geworden und total gespannt, es endlich auszuprobieren“, erinnert er sich. Seitdem kann er die Wochenenden ohne Paintball an zwei Händen abzählen. 300 Mannschaften sind in Deutschland in verschiedenen Klassen aktiv. Damit ist die Deutsche Paintball Liga (DPL) die größte europäische Vereinigung. Die Nationalmannschaft rekrutiert sich über die Erste Liga, in der sechzehn Mannschaften spielen. Steinfatts Team, Ramstein Instinct, gehört zu den besten.

Was für ihn den Reiz am Paintball ausmacht? Es sei „ein Teamsport, der körperlich fordert. Und man ist ständig unter Adrenalin.“ Taktik spielt ebenfalls eine große Rolle. Die Grundrisse der Spielfelder werden vorab veröffentlicht, damit sich die Mannschaften entsprechend auf die verteilten Hindernisse vorbereiten können.

Gefährlich sei der Randsport nicht. „Wenn man von einer Farbpatrone getroffen wird, zwickt es ein bisschen unter den Rippen.“ Vor schlimmen Verletzungen schützt eine spezielle Maske. Im Profibereich kann die Ausrüstung durchaus über 2000 Euro kosten. „Fußball ist natürlich billiger“, gibt Steinfatt zu. „Und so eine Paintball-Halle findet man auch nicht mal so eben mitten in Köln.“

Die Fans sind Spieler
Auch für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft mussten die sechs Spieler und der Trainer selbst in die Tasche greifen, Sponsoren aus dem Paintball-Bereich unterstützten das Team. Neben dem späteren Weltmeister Deutschland stellten der Iran und Australien die stärksten Mannschaften unter den 16 Teilnehmern. Weltweit führend sind die Spieler aus den Vereinigten Staaten, wo Paintball regelmäßig im Fernsehen gezeigt wird. Auch Taiwan, Gastgeberland der World Games, ist sehr aktiv. „Da gibt es sogar an Schulen Paintball-Unterricht“, sagt Steinfatt. „In Sachen Verbandsorganisation ist man da Europa weit voraus. Aber eben nicht im Leistungsniveau.“

In Deutschland hingegen ist Paintball nach wie vor eine Randsportart – ein Umstand, der auch ihrem schlechten Image geschuldet ist. Etwa 15.000 aktive Spieler gibt es. Steinfatt hält eine Verdoppelung der Zahl für möglich. „Langfristig wird sie aber stagnieren“, schätzt er. „Eine Sportart kann schließlich nur dann wachsen, wenn sie viele Fans hat.“ Noch sind die Zuschauer bei Ligaspielen überwiegend Spieler aus anderen Paintball-Ligen.

Steinfatt selbst will noch ein paar Jahre aktiv spielen. Auch darüber hinaus hat er sich dem Sport verschrieben: Er arbeitet in einer Firma, die Paintball-Bekleidung herstellt. Diese Tätigkeit will er ebenfalls nutzen, um der Öffentlichkeit einen weniger kämpferischen Charakter der Sportart zu vermitteln. „Leute von außen, die nicht in den Sport hineinschauen können, sollen auf den ersten Blick sehen, worum es geht. Deshalb produzieren wir bunte, gelassene Designs, um alle Beteiligten von dunklen und martialischen Outfits wegzuerziehen.“ Verwechslungen mit den bösen Stiefbrüdern wollen die Paintball-Spieler schließlich vermeiden.

Der Link zum Artikel auf FAZ.net!

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